Hyesoon, Kim

Hyesoon, Kim (c) JJung Melmel

Kim Hyesoon, geboren 1955 in Uljin, Kyŏngsangbuk-do ist die bedeutendste Dichterin Südkoreas. Seit Ende der 70er Jahre veröffentlicht sie Gedichte. Mittlerweile liegt ein umfangreiches Werk vor, für das Sie 1997 mit dem renommierten Kim-Su-yŏng-Literaturpreis und 2022 mit dem Ho-Am-Preis ausgezeichnet wurde. In den USA erlangte sie größere Bekanntheit durch die Übersetzungen der Dichterin Don Mee Choi. Das Buch „Autobiography of Death“ (New Directions Publishing 2018) erhielt den 2019 den Griffin Poetry Prize. In deutscher Sprache liegt der Band „Die Frau im Wolkenschloss“ (Pendragon 2002 Übersetzung: Kim Young-Ok) vor.

Festival-Beiträge

POESIEGESPRÄCH: Kim Hyesoon & Don Mee Choi & Sool Park & Uljana Wolf

A Ghost of Collectivity

Clubraum 7/5€ | Tickets

 

Kim Hyesoon (geboren 1955 in Uljin, Kyŏngsangbuk-do, Südkorea) ist eine der weltweit bedeutendsten Dichter:innen. In Deutschland ist sie immer noch zu wenig bekannt. Ihre Bücher, die voreilig in die Nähe zum Surrealismus gerückt wurden, sind immer auch Totenbücher, gleichzeitig komisch, abgründig und verstörend. In ihnen entwirft Kim Hyesoon phantasmagorische Bilderwelten. Manchmal nehmen sie die Form von Fieberträumen an, die von Kamelen und anderen Wesen durchquert werden. Es gibt Meerjungfrauen, die Mutmaßungen über ihre Zwienatur anstellen, Steine, die Steine gebären, welche sich wiederum in Hunde verwandeln, und Gottheiten, die über Mülldeponien präsidieren.

Hyesoon, KimChoi, Don MeeWolf, Uljana

Berliner Rede zur Poesie 2023 – Kim Hyesoon

Tongueless Mother Tongue

Kleines Parkett 6/4€ | Tickets

 

Kim Hyesoons (geboren 1955 in Uljin, Kyŏngsangbuk-do, Südkorea) Rede zur Poesie setzt ein mit einer Erinnerung an die letzten Tage der vierten Republik (1972-1979). Es war eine Zeit des wirtschaftlichen Aufstiegs und der staatlichen Repression in Südkorea. Kim Hyesoon arbeitete als Verlagslektorin und wurde wiederholt Zeugin der staatlichen Zensur. Man verbot Bücher oder schwärzte einzelne Passagen, die als anstößig galten, mit Kohlenteer. Kim Hyesoon saß damals im Publikum, als ein vollständig zensiertes Theaterstück ohne Text aufgeführt wurde. Aus dieser Erfahrung, dem Sterben der Zunge vor dem tatsächlichen Tod, entwickelt sie eine Poetik des eigenen Schreibens im Zeichen der Abwesenheit. Für Kim Hyesoon verbinden Dichter:innen sich mit ihren Toden, verwenden der Sprache vorausgehende Geisterstimmen, die in der Lage sind, andere Stimmen und Laute in sich aufzunehmen. In Kim Hyesoon Lyrik entsteht so ein reiches Register zwischen Schweigen, Seufzen, Schreien und Stöhnen. Die Lektüre eines Gedichtes hingegen wird zum Einatmen von Geistern, versetzt Leser:innen in einen Zustand des Besessen-Seins.

 

Hyesoon, Kim